Montag, 28. August 2017

Ein Festtag für Nordhalben


Maxhaus wurde nach nur zwei Jahren Planens und Umbaus feierlich eröffnet. Künstler sollen hier Räume zur Entfaltung ihrer Kreativität finden.

Am Samstag den 19. August war es endlich so weit. Das Künstlerhaus Nordhalben, von den Bürgern liebevoll mit seinem alten Hausnamen "Maxhaus" benannt, wurde stilvoll eingeweiht. Bei festlichen Musikklängen von Johann Sebastian Bach saßen über einhundert Gäste und Künstlerhaus - Freunde auf eigens gesperrter Straße beisammen. Sie genossen die Wärme und die heitere Atmosphäre eines Straßenfestes - Nachmittags bei spätsommerlichen Temperaturen.

In der Begrüßung durch Bürgermeister Pöhnlein konnte man erfahren, dass dieses besondere Projekt von einigen Bürgern zunächst als "spinnerte Idee" abgetan worden sei. Das eindrucksvolle Ergebnis dieser Spinnerei könne man ja nun sehen. Das Interesse der Bevölkerung sei groß und zeige, dass es sich nicht nur um die Liebhaberei einiger weniger handele. Es gehe zwischenzeitlich um ein Leuchtturmprojekt gegen Strukturwandel mit einer Signalwirkung weit über die Marktgemeinde hinaus. Dies sei ein wunderbares Happy End für das 150-jährige Gebäude.

Die kurzweilige Festrede Otmar Adlers ließ den mühsamen Entstehungsprozess nochmals lebendig werden. Er berichtete von all den kleinen und großen Katastrophen des Umbaues, die von einsturzgefährdeten Decken- und Eingangsbereichen bis zu zusammen-gebrochenen Abwasserleitungen reichten. Alle fünf Künstler der ersten Stunde und die 30 ehrenamtlichen Helfer/Innen hätten dazu beigetragen, dass die Bauzeit kaum länger als ein Jahr gedauert hätte. Durch das Künstlerhaus sei Nordhalben interessanter und schöner geworden. Adler schloss seine Ausführungen mit der Feststellung:" Ein altes Haus wieder instand zu setzen, ist viel interessanter und schöner, als ein neues zu bauen, und kostet kaum das Doppelte."

Glücklicher Weise habe die gebürtige Nordhalbenerin Elisabeth Neumeister eine Stiftung von 100.000 € eingerichtet, damit die finanzielle Lage einigermaßen entspannt und für einige Jahre gesichert sei.

Anschließend hatten zwei Künstler das Wort, die stellvertretend für alle im und am Haus schaffenden Künstler sprachen. Volker Ullenboom erinnerte nochmals an die gemeinsamen Stunden zusammen mit Otmar Adler, als der Gedanke eines Künstlerhauses Gestalt annahm. Murnau war schließlich vor dem Eintreffen der Künstlergruppe "Blauer Reiter" auch nichts anderes, als ein verschlafenes Bauerndorf, meinten damals Mitstreiter von NohA. Heute ist es das Mekka der Kunst im alpenländischen Raum. Warum sollte so etwas nicht auch mit Nordhalben möglich sein. Mit ähnlichen Vorbildern vor Augen schöpfte man Mut und Zuversicht und entwickelte Visionen. Eine Region ist schließlich immer das, was die Menschen daraus machen.

Kunst brauche Räume und energiereiche Orte, an denen sich Kreativität entfalten können, meinte Ullenboom weiter. Ganz offensichtlich ist dies in Nordhalben möglich, denn mittlerweile gibt es eine stattliche Anzahl an Künstlern aus Essen, die hier gewirkt und ausgestellt haben und heuer noch kommen werden.

Martin Schlenger fertigte heuer keine Holzdrucke, sondern "Abdrücke" aus Ton , die wie Phönix inmitten von Asche entstanden. Er beschrieb sein Wirken im Künstlerhaus mit den lyrischen Worten: "Den Wald kannten wir nicht, aber wir fanden neben ihm Authentizität und sichtbaren Handlungsbedarf." Er machte bereits wertvolle Erfahrungen im Ruhrgebiet, die er auf Nordhalben übertragen kann. Denn auch der Stahl- und Kohlepott hat bereits einen massiven Strukturwandel hinter sich. "In vielen Industrie- und Kohlebrachen fand Kunst spektakuläre Räume. Im Jahr 2010 war Essen "Kulturhauptstadt Europas". Und so macht der Brückenschlag zwischen den Essener Künstlern und Nordhalben plötzlich sehr viel Sinn. "Es ist sichtbar, dass hier etwas passieren muss, aber es ist kein Horror, dass sichtbar wird, was passiert," so die weiteren Gedanken Schlengers.

Im Folgenden kamen zahlreiche Gäste zu Wort. Stellvertretender Landrat Gerhard Wunder sprach von einem großen Tag für Nordhalben. Das Projekt komme aus der aktiven Bürgerschaft und führe beispielhaft den Leerstand einer neuen, nachhaltigen Nutzung zu. In Verbindung mit der Natur solle so der Tourismus besser vermarktet und ausgebaut werden.

Fritz Maier von den Bay. Staatsforsten, von ihm erhielt das Künstlerhaus schon reiche Geld- und Holzspenden, übermittelte seine Glückwünsche und sicherte weitere Hilfen zu.

Auch Hansjürgen Möhrle von der VR Bank, der bereits letztes Jahr einen Scheck von 5.000.- € überreicht hatte, versprach erneute Unterstützung.

Gäste aus Kronach, Herr Rainer Kober von KRONACH KREATIV und Ingo Cesaro, Poet und Initiator von HOLZART, traten als weitere Gratulanten auf.

Den Segen Gottes spendete zuletzt Pfarrer Albrecht Stammler der Herrnhuter Brüdergemeinde aus dem Thüringischen Ebersdorf.

Eine Komposition eines Brasilianischen Komponisten folgte am Ende der Grußworte. Er war ein großer Bach - Verehrer und schrieb häufig ganz in seinem Stil. So schloss sich der Kreis von einer barocken Orchester- Suite bis zur programmatischen Moderne im Sinne Bachs.

Zum Höhepunkt des Festaktes öffnete das Künstlerhaus Nordhalben seine Pforten zu einem Sektempfang und zu einer umfassenden Hausbesichtigung. Lobende, beinahe oft ungläubige Worte erklangen. Zahlreiche Besucher, auch Künstlerinnen aus der Nachbarregion, äußerten spontan den Wunsch, hier unbedingt doch auch mal arbeiten und wohnen zu dürfen.

Und das ist schließlich jetzt gut möglich. Vier variable Atelierräume, Außenanlagen für Holz- und Stahlarbeiten, dazu fünf verschieden nutzbare Gästezimmer laden ein und freuen sich auf Kunstschaffende.

Rechtzeitig zum Einbruch der Dämmerung kam die imposante Fassaden - Beleuchtung zum Einsatz und setzte Viktor Cleves beeindruckendes Kunstwerk ins rechte Licht. Dürers Eva begrüßt nun, eingetaucht in warmes Licht, begleitet von zwei geistig sprühenden Künstlern, den Betrachter. Zusammen mit dem reich illuminierten Gläsernen Atelier kann man deutlich und weithin sehen, dass hier feine, authentische Kunst geschaffen wird und ihre Heimat haben wird.

H. Frank für NohA