Montag, 30. Oktober 2017

Sphärisches Blau und hinreißende Leuchttöne des Herbstes

Künstlerhaus Nordhalben präsentierte zum Abschluss seines Kunstjahres Werke von Anne Friederichsen

Vor Eintritt in die Winterpause präsentierte das Maxhaus großformatige Acrylarbeiten der Essener Künstlerin Anne Friederichsen. Ihre teilweise von Herbstimpressionen inspirierten, vielfältigen visuellen Vorstellungen versetzten die Besucher in einen wahren Farbenrausch.

Die Künstlerin, zwei Wochen zu Gast im Maxhaus, erklärte zu ihren Werken:" Ich befinde mich an einer Schnittstelle von abstrakter zu gegenständlicher Malerei. Energisch ineinander greifende Pinselstriche treffen starke Farbführung. Hell und Dunkel stehen gegenüber oder vereinigen sich im Verlauf. Sphärisches Blau, das uns Träume entlockt, wird von Erdtönen oder fleischlichem Rosé überlagert. Wie im richtigen Leben prallen Gegensätze aufeinander und ergeben im positiven Fall ein harmonisches Ganzes.

Reine Malerei - ein Tanz von Farben und Linien - löst sich zuweilen von jeder Vorstellung und lässt ein gegenstandsloses Potpourri entstehen. An anderen Stellen bündelt sich meine Kunst erneut zu erkennbaren Formen, die unsere Fantasie und unsere eigenen Vorstellungen beflügeln sollen.

Nicht nur jahreszeitliche Inspirationen konnte sich die Künstlerin im Frankenwald holen. Auch das "platte" Leben schenkte ihr Anregungen. So gewann sie einen tagelangen Kampf mit einem großen Steinofen, den sie täglich füttern und bei Laune halten musste.

Seinen künstlerischen Ausdruck bekam dieses Zusammentreffen in feinen, aschton - zart - farbigen Kompositionen, in denen die Betrachter/Innen sehr schnell Nordhalben - Perspektiven entdeckten.

Die Nordhalbener dankten ihr ihre wunderbaren, künstlerischen Einfälle mit viel Interesse und reger Anteilnahme. In zahlreichen Gesprächen ließen sie sich abstrakte Werke erklären und fanden so Zugang zu Bereichen, die ihnen bis dort hin unbekannt geblieben wären. Auch die Kernteam - Mitarbeiter von NohA partizipierten von Friederichsens großer Erfahrung als ehemalige Leiterin einer Essener Künstlervereinigung. Sie konnte wertvolle Ratschläge und zahllose Praxishilfen für die Führung eines Künstlerhauses, bei der wir erst noch viel Erfahrung sammeln müssen, geben. Sie wird, zusammen mit unseren fünf Essener "Stammkünstlern" und Künstlerinnen, auch für die weitere ZuKunst Nordhalbens, eine wertvolle Freundin und Beraterin sein.

Die abschließende Vernissage am Donnerstag, dem 12. 10., wurde mit Musik umrahmt, die sich passend in Grenzbereiche zwischen Impressionismus und Moderne, teilweise melancholisch, teilweise atonal anhörte. Während sich der Argentinier Astor Piazolla zwischen Sentiment und spontanem Aufbrausen bewegte, blieb die Musik des Franzosen Satie unbestimmt zwischen den Tonalitäten; der Hörer weiß nie genau, ob er seinen Höreindrücken tauen darf, oder ob nur einer Sinnestäuschung verfällt.

H.F. für NohA

Sonntag, 22. Oktober 2017

Außergewöhnliche Schieferkunst im und um das Künstlerhaus.

Berta Shortiss und Martijn Smits beflügelten Frankenwald - Schiefer zu unbekannten künstlerischen Höhenflügen

Zwei Wochen im September lebten und arbeiteten die Schweizer Bildhauerin Berta Shortiss und der Niederländische Künstler Matijn Smits im Nordhalbener Künstlerhaus.

Shortiss schuf die über zwei Meter hohe, sogenannte "Schiefertanne", die aus mehreren übergroßen Felsbrocken übereinander gesetzt wurde. Das Kunstwerk ziert den gerade entstehenden Skulpturen - Pfad. In elegantem Renaissance - Schwung zeigt sich die schwarz glänzende, ästhetisch glatte Skulptur, die alles Schwere des ursprünglich spröden Materials verloren hat und nun vielmehr den Charme wunderbarer Leichtigkeit verbreitet.

Bei aller Kunst darf die logistische Meisterleistung Otmar Adlers, des Initiators, Organisators und Motivators des Kunstpfades, nicht übersehen werden. Adler sichtete in den umliegenden Steinbrüchen geeignetes Material, stellte geeignetes Hub - und Transport- Gerät zur Verfügung oder organisierte Transporte, schuf geeignete Untergründe für die Aufstellung der Werke und wurde nicht müde, die Schiefer - Wünsche der Akteure zu berücksichtigen. Auch ihm gebührt großer Dank für seine selbstlosen Einsätze!

Leider konnte "sein" Skulpturenpfad nicht, wie ursprünglich geplant, in diesem Herbst noch eingeweiht werden. Bereits im August gesellten sich zwei Kunstwerke Volker Ullenbooms, der "Morpheus", bereits 2014 im Rahmen der HOLZ ART entstanden und Nordhalben als Geschenk überlassen! und die "Fünf Sinne", eigens für Nordhalben 2015 gefertigt, zu weiteren Werken. Die übergroße Skulptur "Antenna", von Smits 2014 ebenfalls für HOLZ ART geschaffen und dann Nordhalben geschenkt! muss wegen Materialproblemen auf seine endgültige Exponierung leider noch etwas warten. Wir werden zu geeigneter Zeit im Frühjahr weiter über dieses Projekt berichten.

Die Künstlerin Shortiss rang dem eigenwilligen Material Schiefer aber auch noch Aspekte ganz anderer Art ab. Im Atelier schuf sie kleine, feinsinnige, fast filigrane Werke; erst beim zweiten Hinsehen erkennt man tiefe Mehrdeutigkeit und Hintersinn. "Zwischenschichten" meint hier Bereiche menschlichen Seins, die uns nicht unbedingt zugänglich sind und nur künstlerisch abstrahiert in dem dunklen Schiefer ihre Projektionsfläche finden, aber auch dadurch erst für uns sichtbar werden.

Wunderbar andersartig war Smits Zugang zum schwarzen Frankenwald - Urgestein. Er ließ dem Material seine ursprüngliche Schwere, lenkte durch geschickte Farbgebung aber den Blick auf Strukturen, die dem Auge sonst verborgen geblieben wären.

Seine Thematik: "Ziegen, Schwalben, Scheunen", uns wohl allen bekannte Attribute des ländlichen Frankenwaldes, fanden sich in arttypischen, tiefen Spuren, vom Zahn der Zeit in den Stein eingegraben. So konnten zirkuläre Linien im Stein den Schwalbenflug verdeutlichen, schroffe, kantige Ebenen spiegelten den eigenwilligen Lauf der Ziegen und aufrecht ruhende Blöcke versinnbildlichten die Schwere von Menschen geschaffener Objekte. Bei der Abschlussveranstaltung verdeutlichte Smits noch einmal: Wenn man Tiere gestaltend eingreifen ließe, würde unsere Umwelt viel leichter und erträglicher gestaltet werden. Menschen müssen alles monströs übereinander türmen. So verstellen uns Hochhäuser den Blick in den Himmel. Die Bauwerke von Schwalben beispielsweise sind leicht, kaum merklich fügen sie sich in die Schöpfung ein.

Genau zur Halbzeit der Schieferwochen lud Smits Freunde, Nachbarn und sonntägliche Spaziergänger ein, sich selbst an Arbeiten mit Schiefer zu versuchen. Alle waren sich einig. Erst der geheimnisvolle, schwarze Untergrund kleiner Schiefertafeln, die in den phantasievollsten Formen zu finden waren, tritt Farbe in wahrlich neuen Qualitäten zu Tage und überrascht selbst seine "Schöpfer". Dabei wird jede noch so kleine und unbedeutende Schiefer - "Unterlage" zu einem kleinen Kunstwerk besonderer Art, wenn es erst einmal dem Steinbruch abgerungen und in neue Zusammenhänge gestellt wurde.

So gesehen waren die 1. Nordhalbener Schieferwochen ein weiteres kleines Highlight im Verlauf unseres Kunstjahres, bei dem heuer zwölf Künstlerinnen und Künstler in unserem Ort tätig wurden und uns mit ihrer Kunst bereicherten und beschenkten!

H.F. für NohA

Montag, 16. Oktober 2017

Künstlerische Impulse, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.


Volker Ullenboom und Martin Schlenger weilten zwei August - Wochen im Künstlerhaus Nordhalben und bereiten neben intensiver künstlerischer Arbeit die langersehnte Einweihung des Maxhauses vor!

Wunderbare künstlerische Impulse setzten Volker Ullenboom und Martin Schlenger in der Zeit ihres vom 08. bis 19. August dauernden Aufenthaltes im Künstlerhaus. Während Schlenger seiner früheren "Passion" getreu blieb und Drucke, dieses Mal "Abdrucke" in Ton schuf, arbeitete Ullenboom einerseits hoch artifiziell mit Holz, aber er zeigte sich auch von einer ganz anderen Seite.

Mit jugendlich, dadaistischem Sprachwitz und mit höchst unangepasstem Hang zum Surrealismus schuf er eine Installation, die erst bei vollkommen unvoreingenommenem sich Hineinversetzen evident wurde. In seiner Antennenaktion "Cosmopondenzen" sollte eine für alle sichtbare, reale Antenne Stimmungen und Schwingungen aufnehmen, wie sie nur Künstler wahrnehmen können. Ullenboom präsentierte Künstler hier als unsere Seismographen emotionaler, mentaler, kurz einfach kreativer Schwingungen, die in einer Zeit informativer, visueller und auditiver Reizüberflutung kaum mehr existieren. Im Mittelpunkt dieser Aktion stand die Frage:" Woher nehmen Künstler/Innen überhaupt noch Inspirationen"? "Welche Signale empfangen sie aus der Außenwelt und aus ihrer ureigenen Innenwelt?" Die bereits vor knapp zwanzig Jahren in Gelsenkirchen durchgeführte, spektakuläre, ähnliche Kunstaktion fand auch im ländlichen Kulturraum des angehenden 21. Jahrhundert augenzwinkerndes Verständnis und ihre Anerkennung.

Ein zweiter Schwerpunkt Ullenbooms Schaffen galt der Ankunft und dem Abschied. Zwei makellos schwarz geflämmte, ästetisch glatte, etwa 40 cm große Holzfiguren verdeutlichten mit sinnfälligen äußeren Symbolen diese konträre, emotional aufgeladene Grenzsituation.

Schlenger bereitete seine diesjährige Aktion "Phönix" bereits monatelang vorher emotional und informativ vor. Er wollte die Betrachter mit einer mindestens 25.000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Verfahrensweise der Tonscherben - Herstellung vertraut machen. An sorgfältig ausgesuchtem und eigens dafür ausgependelten Ort bereitete er einen Erdgruben- Brennofen vor. Die unterirdische, archaische "Brennkammer" musste mehrere Tage intensiv auf 400° vorgeheizt werden. Anschließend kamen Tongefäße, die auf ganz geheimnisvolle Weise dem Körper abgenommen wurden (dem Ellenbogen, der Kniescheibe, dem menschlichen Schädel), sorgfältig in Nordhalbener Erde verpackt, in die "Brennofen - Grube". Oben aufgelegte Gras - Soden verhinderten Eindringen von Kälte und Feuchtigkeit. Nach drei Tagen Brennzeit konnten die Schätze wieder das Licht der bereits ungeduldig wartenden, oberirdischen Welt erblicken. Die Ergebnisse dieses Fertigungs- Prozesses waren überwältigend. Perfekt gebrannte, Asche - duftende, dezent gefärbte Tonware präsentierte sich! Die Schlichtheit und Unaufdringlichkeit dieser handgefertigten Objekte überzeugte alle.

In den Schaffenspausen und Wartephasen bereiteten die beiden Künstler das "Maxhaus" wunderbar gestaltet, auf seine "Wiedergeburt und Wiederbelebung" vor. Wohnräume bekamen künstlerisches Leben eingehaucht, Arbeitsräume wurden als solche mehr als erkennbar gemacht... Die über 150 neugierigen Besucher/Innen waren am Einweihungstag begeistert von Arbeits - und Wohnräumen, die hier in der zurückliegenden einjährigen Bauphase entstanden sind. Gemeinsam haben Essener Künstler/Innen und Nordhalbener Bürgerinnen und Bürger, ohne einen Cent Zuschuss, bewiesen, was sie zusammen schaffen können. Hochwertige Kulturpflege, auch im ländlichen Raum.

H.F. für NohA

Sonntag, 8. Oktober 2017

Sphärisches Blau und fleischliches Rosé des Herbstes


Künstlerhaus Nordhalben präsentiert Arbeiten der Essener Künstlerin Anne Friederichsen

Am Donnerstag den 12. Oktober lädt das Nordhalbener Künstlerhaus, Lobensteiner Straße 11, um 19:00 Uhr zu einer Ausstellung der Essener Künstlerin Anne Friederichsen. Die Kunstpädagogin und Malerin, 1957 geboren in Münster, lebte und arbeitete zwei Wochen im Nordhalbener Künstlerhaus und präsentiert nun im "Gläsernen Atelier" ihre hier entstandenen Werke. Ihre großformatigen Acrylarbeiten versetzen alle in einen wahren Farbrausch.


Die Künstlerin sagt über ihre Werke: "Ich befinde mich an der Schnittstelle von abstrakter zu gegenständlicher Malerei. Energisch ineinander greifende Pinselstriche treffen starke Farbführung. Hell und Dunkel stehen gegeneinander oder vereinigen sich im Verlauf. Sphärisches Blau, das uns Träume entlockt, wird von Erdtönen oder fleischlichem Rosé überlagert. Wie im richtigen Leben prallen Gegensätze aufeinander und ergeben im positiven Fall ein harmonisches Ganzes."

Bereits die sechs - stündige Anreise nach Nordhalben im gleißenden Sonnenschein ließen bei der Künstlerin vielfältige visuelle Vorstellungen entstehen und boten Inspirationen zu unterschiedlichen Bildgebungen. Reine Malerei - ein Tanz von Farben und Linien - löst sich zuweilen von jeder Vorstellung und lässt ein gegenstandsloses Potpourri entstehen. An anderen Stellen bündelt sich ihre Kunst erneut zu erkennbaren Formen, die unsere Fantasie und unsere eigenen Vorstellungen beflügeln sollen.


Die farbintensiven Werke, die leider nur zwei Tage zu bewundern sind, bieten im Moment einen wunderbaren Gegensatz zur uns allen hinlänglich bekannten Herbst - Tristesse unseres Frankenwaldes. Sie sollten sich dieses intensive Eintauchen in sorgfältig abgestimmte Farbpaletten nicht entgehen lassen.

(H.Frank für NohA)