In der dritten und vierten Juniwoche erhielt das Künstlerhaus sein endgültiges "Gesicht".
Der Essener Künstler Viktor Cleve schuf vor aller Augen ein Kunstwerk, das in seiner Einmaligkeit, Bewegtheit und Frische besticht.
Nachdem die beiden Farbakrobaten Albert und Klaus in gewohnter Stille und Gründlichkeit dem gesamten Haus ein neues Gewand angelegt hatten, war man mit dem wunderbaren Ergebnis eigentlich schon zufrieden. Der bestechend leuchtende Gelbton verleiht dem gesamten Straßenzug plötzlich neues Licht.
Wie erstaunt war der Betrachter dann, als die gelungene Arbeit plötzlich weiterging.
Der Künstler Cleve ließ auch bei diesem Kunstwerk seine ganz eigene Bildsprache erklingen: Man konnte live miterleben, wie mehrere "Erzählebenen" übereinander gelegt wurden. Dadurch soll der Betrachter, der zunächst vom vordergründigen Bildgeschehen gefangen genommen wird, zum Entfalten ganz eigener Geschichten angeregt werden. Geschichten, die zwischen Vordergrund und erst später sichtbaren, verschiedenen Hintergründen konkurrieren, aber auch sich auch dann erst entfalten sollen.
Viktor Cleve |
Um es für den Betrachter leichter zu machen, soll das Gesamtkunstwerk so erklärt werden, wie es entstanden ist, nämlich vom nur bei genauerem Hinsehen erkennbaren Hintergrund. Hier sind zunächst schmale, miteinander verbundene Linien entstanden, die an die Geometrie alter Fachwerkhäuser erinnern sollen. Unser Maxhaus ist ja in der Tat ein historisches, 150 Jahre altes Gebäude. Das architektonische Formenspiel bringt Bewegung und Struktur in die große Fläche.
Die hellen Kreise, Quadrate und Dreiecke stehen für Mathematik, Wissenschaft, Kunst und Architektur. Besonders augenfällig sind die kräftig roten Linien, die zwei Punkte verbinden. Hier soll eine Kommunikationsform, nämlich eine Unterhaltung, ein aufeinander Eingehen zweier Punkten ausgedrückt werden. Dieser so entstehende "Kommunikationsstrom" zieht sich, zunächst fast unmerklich, weil farbdezent, über das gesamte Kunstwerk.
Im Mittelpunkt, leuchtend weiß und strahlend, begrüßt den Betrachter Albrecht Dürers Eva. Sie steht für die großen alten Maler. Ihre Frisur zeigt stellvertretend den Aufbruch in die neue Zeit. Links, farblich etwas zurückhaltender, zeigt sich uns "der Künstler", mit einem Kopf voller sprühender Ideen. Der Springer auf der rechten Seite steht für den Sprung in die neue Zeit, für den Aufbruch. Er jongliert einen Baum auf dem Kopf, ein Synonym für das Wachstum. Diese gewagte Jonglage soll auch zeigen, dass Künstler immer wieder Mut aufbringen, Neues zu wagen. Zugvögel stehen für die zufliegenden Ideen, aber auch für das Wiederkehren der Künstler.
Nach links hin verdichten sich die anfangs beschriebenen Hintergrundformen. Aber der Betrachter hat das Gefühl, dass sich die vertrauten Kreise und Dreiecke auf der Seitenfläche nun in Flüchtigkeit auflöst. Das Kunstwerk entgleitet einem in einen visionären Raum hinaus.
An dieser Stelle großen, herzlichen Dank an den Künstler Viktor Cleve, der für unsere Gemeinde so wunderbare, reiche Malerei schuf!
(H. Frank für NohA; Fotos: O. Adler)
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