Mittwoch, 15. September 2010

Es wird!

Mit 452 Unterschriften haben Nordhalbener Bürgerinnen und Bürger ein klares Zeichen für die Errichtung eines "Dorfladens" in Nordhalben gesetzt. 

Die Dorfladen-GmbH in Nordhalben ist kurz vor der Gründung
Rechtzeitig zu Beginn der Schlechtwetterperiode konnten sich am Donnerstag bei einem Bürgertreff in der Nordwaldhalle 500 Nordhalbener über eine ermutigende Nachricht freuen. Die Kaufmarkt GmbH kann bald gegründet und damit ein in vielfacher Hinsicht ganz neuer Lebensmittelmarkt Anfang Dezember eröffnet werden.
Mit 452 Anteilszeichnern besteht eine sehr gute Ausgangslage, das Projekt nahezu ohne Kredite anzupacken. Otmar Adler dankte deshalb allen Mutigen, die sich bereit erklärt hätten, mit einer Einlage von 300.- € mitzumachen.
Auch die Ideenträger, die Mitarbeiter von NohA, erhielten für bisherige geleistete Arbeiten viel Lob. Sichtlich bewegt war auch Karl Roth, der Besitzer der Kaufmarkt- Immobilie. Er wusste zu berichten, dass nach der anfänglichen Begeisterung bei der Bevölkerung nun auch schon greifbare Ergebnisse bei der Renovierung zu verzeichnen seien. In über 1000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden konnten bisher nicht nur die Außenanlagen erneuert und der Anlieferbereich renoviert, sondern auch die gesamte Kühltechnik gewartet werden. Damit gäbe es auch schon grünes Licht für einen Neustart vom Gewerbeaufsichtsamt aus.
Bürgermeister Daum versicherte, dass der Gemeinderat jetzt einstimmig hinter dem Vorhaben stünde. Ohne eine gute Nahversorgung hätte Nordhalben touristisch keine Chancen. Aber leider wären seine langen Bemühungen in dieser Sache nicht erfolgreich gewesen.
Im Basisvortrag des Abends konnte die Bevölkerung Prof. Volker Hahn, der das Projekt wissenschaftlich und praktisch begleitet, kennen lernen. Er stellte eindrucksvoll die Bedeutung einer guten Nahversorgung nicht nur für Nordhalben, sondern für unsere ganze Region vor. Dabei ließ er zunächst Zahlen sprechen. Nur in Deutschland würden jährlich 40 Milliarden € für Lebensmittel ausgegeben werden. Damit sei diese Branche mit Abstand die Größte, Umkämpfteste und Wichtigste im Land. Leider sei die Entwicklung nach XXL und „Geiz ist geil – Mentalität“ alles andere als positiv und käuferfreundlich zu bewerten.
In unserem Land würden jährlich 88 Millionen überflüssige Kilometer zum Einkauf vergeudet. Dabei würden allein 50 Millionen € Spritkosten beim Warten in Staus verprasst werden! Nicht nur vor dem Hintergrund der Energiediskussion, sondern auch im Sinne einer wachsenden Kundenorientierung sei hier dringend eine Wende nötig.
In die tägliche Praxis übersetzt bedeute dies: die Gemeinden müssten unbedingt den § 44 im BGB ernster nehmen. Hier würden gleiche Lebensverhältnisse für alle gefordert werden. Dazu gehört nun mal die Nahversorgung, dabei würde „nah“ mit „zu Fuß erreichbar“ definiert werden. Der moderne Nahversorger müsse dabei nicht nur schnell erreichbar sein, sondern er könne auch als sozialer Treffpunkt die Lebensqualität im Ort steigern.
Darüber hinaus könne sich ein solcher Verkaufsstützpunkt im Verbund mit einem starken Einkaufs- und Marketingteam, sowie einer effektiven Logistikorganisation durchaus mit größeren Discountern messen. Ein solcher Dienstleistungsverbund würde auch Finanzberatung, Personalverwaltung- und Weiterbildung mit beinhalten. Zuerst müsse jetzt eine Marktanalyse vorgenommen werden. Dann könne das Kaufverhalten definiert, das Produktsortiment bestimmt, gewünschte Öffnungszeiten und vieles mehr genau auf Nordhalben zugeschnitten werden, die Bürger könnten nur so das bekommen, was sie wirklich bräuchten.
Ein Schwerpunkt des Vortrages war die Findung einer geeigneten Gesellschaftsform. Dabei entschied sich die Marktgemeinde für eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Hier werde ein Aufsichtsrat eine professionelle Geschäftsführung bestimmen. Dabei ist es kostengünstig und effektiv, wenn eine Treuhändergesellschaft die Gesellschaftsverwaltung aller Bürger, die gezeichnet hätten, übernehmen würde.
Gestützt auf Ergebnisse im bereits florierenden Markt in Heilgersdorf könne für Nordhalben bereits jetzt ein jährlicher Umsatz von 1,2 bis 1,5 Mio. € vorausgesagt werden. Schon im ersten Jahr werde man in der Gewinnzone liegen. Profitieren würden die Zeichner dann in Form von Wahrengutscheinen.
In der abschließenden Fragerunde konnte noch einiges geklärt werden. Ein Einkauf im Nordmarktwald wird mit Sicherheit im Durchschnitt nicht teuerer sein werden, wie bei einem marktführenden Discounter.
Die Auswertung der Fragebogen wird Mitte Oktober beendet sein, dann bekommen alle Zeichner die bis dahin erstellte Satzung und eine Zahlungsaufforderung.
Für die Auswahl der Lieferanten wird eine Liefermatrix erstellt, wo nach einem Punktesystem die Besten und Geeignetsten zum Zuge kommen. Natürlich ist erwünscht, dass ortsansässige Betriebe den Vorrang haben werden. Selbstverständlich können Bürger auch mehrere Anteile erwerben, und auch nach Eröffnung des Marktes kann noch gezeichnet werden. Auch Lieferanten können zeichnen, aber sie können nicht als Gesellschafter agieren. Die Anteilscheine können auch vererbt oder wieder veräußerlicht werden. Bei Schäden am Gebäude, das übrigens nach Aussagen mehrerer Helfer in sehr gutem Zustand ist, muss, wie üblich, der Eigentümer haften, für Schönheitsreparaturen kommt die Gesellschaft auf. 
Prof. Hahn bei seinem Basisvortrag über Nahversorgung

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