Freitag, 30. Juli 2010

Viel Zuspruch bei der Vorstellung des „Dorfladen- Projektes“ in Nordhalben

Am Dienstag, den 27.07.2010, lud NohA die Bürgerinnen und Bürger von Nordhalben, Heinersberg, aber auch von Tschirn und Titschendorf zu einem Bürgergespräch. Das einzige Thema des Abends, das Thema Nummer eins, wie es Manfred Köstner in seiner Begrüßung formulierte, war die Versorgung mit Lebensmitteln und Haushaltwaren in Nordhalben, die seit Schließung des EDEKA- Marktes im Mai nicht mehr existiert.
Wie sehr die Bewohner dieses Thema bedrückt, zeigte die große Beteiligung an diesem Abend. Weit über 400 Interessierte, das sind nahezu die Hälfte aller Haushalte des Marktfleckens, fanden den Weg in die Nordwaldhalle.
Bild: Otmar Adler

Ein in die Problematik einführender Film des BR aus der Reihe „Unser Land“ zeigte die Initiative einer kleinen Gemeinde aus dem Landkreis Coburg, die ein ähnliches Schicksal wie Nordhalben ereilte. Die Bürger dort fanden unter Leitung von Prof. Hahn schnell einen Weg, ihre Nahversorgung sinnvoll wieder in Gang zu bringen. Sie gründeten eine Gesellschaft und finanzierten durch gemeinsame Einlagen einen „Dorfladen“, dessen Betreiber sie nun selbst sind, dessen Produkte sie bestimmen und dessen Gewinne letztlich sie einstreichen.
Im Anschluss daran wies Otmar Adler auf das gemeinsame Problem hin, dessen Lösung aber auch nur gemeinsam zu bewerkstelligen ist. Er stellte in Aussicht, dass o.g. Prof. Hahn die wissenschaftliche und praktische Begleitung eines solchen Projektes in Nordhalben übernehmen würde. Seine Erfolge an der Uni aber auch im Verkaufsalltag haben ihm einen begehrten Innovationspreis auf Bundesebene eingebracht. Seine Mithilfe wäre ein Glücksfall für Nordhalben. Er bescheinigte unserem Heimatort bereits im Vorfeld hervorragende Voraussetzungen. Es sind neben Grund und Immobilie bereits ein mehr als ausreichender Parkplatz und sogar schon ein Investor vorhanden. Es müsse zunächst eine Gesellschaft oder Genossenschaft gegründet werden. Die ersten konkreten Berechnungen zeigen, dass bei einer Beteiligung von 400 Haushalten auf die einzelne Familie ein einmaliger Betrag 300.- € zukäme. Es würde eine Bedürfnisanalyse unseres Ortes erstellt werden, wenn alles nach Plan laufe, könnte der neue Markt bereits zur Kirchweih starten.
In den angedachten Service- Leistungen des neuen Marktes wären nicht nur ein Lieferdienst an Haushalte gebrechlicher Mitbürger enthalten, die frischen Produkte sollten auch unbedingt aus der Region kommen, weitere Lieferanten könnten täglich wechselnde Landwirte sein, der Markt würde einen Imbisstreffpunkt mit einbeziehen und vieles mehr.
Eine einfache Berechnung konnte den Bürgern belegen, dass bei nur 52 Einkaufs- Fahrten im Jahr nach Kronach eine Summe von 486.- € zusammenkäme. Das wär weitaus mehr, als die einmalige Einlage in eine zu gründende Kaufmarkt- Gesellschaft.

Im anschließenden Bürgergespräch waren über zwanzig zum Teil besorgte, aber zum Großteil aufmunternde und motivierende Wortmeldungen zu hören. Allen voran meldete sich ein Investor, der bereits schon viel unternommen hat, um eine Übernahme des Marktes zu realisieren. Aber NohA warnt ihn vor großen, unüberschaubaren Risiken. Realistisch gesehen wird es wohl keinem Einzelnen gelingen, eine neue Geschäftsübernahme zu schultern. Außerdem würde der Markt in der nächsten Zeit keinesfalls so viel Gewinn abwerfen, dass davon eine Familie leben könne. Nur, wenn dieses Projekt auf sehr vielen Säulen ruhe, also auf einer Markt- Gesellschaft- oder Genossenschaft, könne es auch getragen werden.

 Auch die Zusagen eines zweiten, angeblichen Investors sind leider immer noch recht unsicher. Er würde den Markt aus den Beteiligungen mehrer Geldgeber finanzieren, aber als Spekulationsobjekt wollen wir unsere einzige Einkaufsquelle ja nun wirklich nicht wissen!
Die Leitung des Forstamtes gab zu verstehen, dass sie, nachdem sie ihren Beitrag, nämlich die Sanierung des Forstamtes geleistet hätten, auch gerne von Nordhalben ernst zu nehmende Pläne zur Weiterführung eines Einkaufsmarktes sähen, sonst wären keine Praktikanten mehr bereit, hier tätig zu sein. Alles würde sich in benachbarte Städte verlagern.  
Wenn die Marktgemeinde jetzt nicht richtig reagiere, wenn der Aderlass so weitergehe, würde der ganze Ort verlieren. Unsere Immobilien würden noch weiter im Wert sinken. Zuletzt blieben Senioren in einem Geisterdorf zurück, waren die ernsten Bedenken eines Bürgers.
Ob die Mitglieder einer Konsum- Gesellschaft Nachschuss leisten müssten, wenn Schulden entständen, war eine weitere Frage. Aber die beruhigende Antwort lautete, dass bei einer Gesellschaft oder Co. KG. dies verhindert werden würde. Weitere Bedenken waren, dass die Einlagen nicht ausreichen könnten, um alle anfallenden Reparaturen zu decken. Aber auch hier konnte Entwarnung gegeben werden. Bei der ersten Vorberechnung sei dies alles bedacht worden.

In allen vorgetragenen Beiträgen überwiegten aber positive Wortmeldungen. Nordhalben investiert, um zurückzubekommen, lautete ein Beitrag. Warum machen uns Nachbargemeinden intakte Infrastruktur vor? Weil sie sich einig sind! Wir müssen wieder mehr zusammenhalten und weiterdenken. Eine Katastrophe, wie die nicht in Anspruch genommenen Zuschüsse im Rahmen der Flurbereinigung, dürfe sich nie mehr wiederholen.
Viel Zuspruch und Anerkennung zum „Dorfladen- Projekt“ gab es von Seiten der Partei der Franken. Sie wollen die ersten sein, die die Einlage leisten würden, denn sie würden fest daran glauben, dass die Bürger es schaffen könnten.
Schließlich wollte man wissen, ob die bereits gekaufte Immobilien noch zu haben sei. NohA konnte versichern, dass, wenn jemand mit besserem Konzept käme, der sofort den Zuschlag bekäme und den Markt käuflich erwerben oder mieten können. Dann wäre NohA eine Sorge los und hätte Freiraum zur Lösung weiterer, wichtiger Probleme.

Die Abschließende Abstimmung per Akklamation ergab keine Gegenstimmen für die unkonventionelle Realisierung des Marktes. Bereits 236 Familien unterschrieben, dass sie bereit wären, das Projekt finanziell mit zu tragen.
Wir haben uns noch nicht aufgegeben und wenn es um´s Zusammenhalten geht, können wir uns auf einander immer noch verlassen, stellte zuletzt Manfred Köstner fest.

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